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Wie Lukas vom Fahrgast zum Praktikanten wurde

Malteser-Praktikant Lukas
Datum:
Veröffentlicht: 28.7.21
Von:
Adrian Grodel/Malteser

Rollenwechsel bei den Altenkunstadter Maltesern

Für Lukas ist heute ein besonderer Tag: Er sitzt im Büro des Malteser Fahrdienstes in Altenkunstadt und sortiert Fahraufträge für die Disposition und für die Krankenkassen. Genau jene Zettel, die der 17-Jährige sonst selbst ausfüllen muss, wenn er von seiner Wohnung in Redwitz im Landkreis Lichtenfels zur Mittelschule nach Altenkunstadt gefahren wird. Lukas sitzt wegen einer Muskelerkrankung seit sechs Jahren im Rollstuhl und ist normalerweise Fahrgast des Malteser Fahrdienstes. In dieser Woche allerdings hat er die Rollen getauscht: Als Praktikant unterstützt er eine Woche lang von 8 bis 13 Uhr das Team von Dienststellenleiter Klaus Schnapp nach Kräften.
Malteser-Praktikant Lukas II

Lukas freut sich darüber, mit vielen Leuten zusammenarbeiten zu können, die er seit Jahren gut kennt. „Die Malteser hier sind ja schon wie eine kleine Familie für mich. Und selbst der Chef persönlich hat mich schon mal gefahren“, erzählt der junge Mann begeistert. So ist es auch kein Wunder, dass der Impuls, das Praktikum bei den Maltesern zu machen, von einem seiner Stammfahrer kam: „Ich habe Jens gesagt, dass ich schon mehrere Bewerbungen für ein Praktikum geschrieben habe, leider ohne Erfolg. Darauf sagte er zu mir: Dann kommt doch zu uns!“ Vor allem drängte die Zeit, weil die Schule relativ kurzfristig den Schülern der 9. Klasse des M-Zugs mitgeteilt hatte, sich noch nach einem Praktikumsplatz umzuschauen. Gesagt – getan. „Wir haben alle sofort ja gesagt und uns riesig auf Lukas gefreut“, betont Dienststellenleiter Klaus Schnapp. In dieser Woche holt der Fahrdienst Lukas auch von zu Hause ab und bringt ihn wieder nach Hause – nur nicht in die Schule, sondern eben ins Büro.

Lukas ist mit Eifer bei der Arbeit. Es sei schon mal sehr interessant zu sehen, wie der Alltag im Fahrdienst ist, sagt er. Grundsätzlich mache ihm ein Bürojob schon Spaß. Später möchte er dann „mehr in die IT-Richtung“, so sein Wunsch. Wenn er sich einen Traumberuf aussuchen könnte, dann wäre das Mechatroniker. Auch in diesem Bereich hatte er schon mal ein Praktikum gemacht – bei der Unternehmensgruppe Dr. Schneider in Kronach. „Möglich wäre das schon. Man müsste allerdings schauen, wie das dann mit meiner Behinderung gehen würde“, erklärt Lukas. Jetzt will er im nächsten Jahr erst einmal seine Mittlere Reife machen. Und ansonsten hat er eine klare Vorstellung, was seine Leidenschaften angeht: „Holz, Metall, Elektronik, PCs und Autos!“

Lukas hat im Altenkunstadter Büro der Malteser nicht nur vorübergehende Kolleginnen und Kollegen an seiner Seite, sondern auch Simone Hofmann von der offenen Hilfe der katholischen Regens-Wagner-Stiftung. Hofmann ist seine ganz persönliche Schulbegleitung und steht ihm auch im Praktikum zur Verfügung. Sie hilft Lukas bei Tätigkeiten, die er nicht oder nur schlecht alleine machen kann. Früher konnte Lukas laufen wie jeder andere auch. Doch mit der Zeit wurde es immer schlechter. „20 bis 30 Meter schaffe ich zu Hause auch ohne Rollstuhl. Das war’s aber dann auch“, berichtet der 17-Jährige.

Klaus Schnapp und sein Team sind von Lukas so begeistert, dass sie ihm schon jetzt eine Freiwilligenstelle fürs nächste Jahr nach dem Ende der Schulzeit angeboten haben. Lukas überlegt noch, schließt eine Wiederkehr nicht grundsätzlich aus. „Die Malteser hier sind schon ein cooler Laden – und alle sind gut drauf.“ Der Chef, die Gabi im Büro – und seine zwei Stammfahrer Jens und Brigitte sowieso. Mit Jens habe er sogar eine Art Wette laufen: Der wollte die Aufgaben seiner letzten Englisch-Probearbeit und hat prophezeit, dass er keinen einzigen Fehler machen wird. „Da bin ich schon sehr gespannt, was rauskommt“, sagt Lukas und lacht dabei. Ob Jens es geschafft hat, wird er demnächst erfahren – ob auf dem Weg ins Büro oder in die Schule.