Aktionswochen gegen Armut vom 17.10. - 16.11.2025 :Türen offen halten: Allgemeine Sozialberatung sichern

Immer mehr Menschen geraten angesichts steigender Lebenshaltungskosten, Wohnungsnot oder sozialer Unsicherheiten in existenzielle Krisen. 2024 waren laut Statistischem Bundesamt 17,6 Mio. Menschen in der Bundesrepublik Deutschland von Armut bedroht. Das entspricht fast 21 Prozent der Bevölkerung hierzulande. Die allgemeine Sozialberatung bietet diesen Menschen einen niedrigschwelligen Zugang zu Hilfe – unabhängig von Alter, Herkunft oder Konfession. Sie übernimmt damit eine zentrale Ergänzungsfunktion im sozialen System der Bundesrepublik Deutschland.
Armutsprävention fördern
Ziel dieser generalistischen Beratungsform ist es, gesellschaftliche Teilhabe der Betroffenen zu erhalten und zu fördern, Möglichkeiten und Potentiale zur Selbsthilfe zu aktivieren sowie Netzwerke und Beziehungen zu fördern. Dabei nimmt die Allgemeine Sozialberatung eine Clearing-Funktion ein. Sie beinhaltet im Wesentlichen die Erfassung des Ist-Zustandes der Ratsuchenden. Daraus leiten die Fachkräfte anschließend eine konkrete Hilfeplanung ab.
Allgemeine Sozialberatung unter Druck
Auch in der Erzdiözese Bamberg, übernehmen insgesamt 15 Caritas-Beratungsstellen diese wichtige Arbeit. Noch: Angesichts der stetig wachsenden Bedarfe steht die Allgemeine Sozialberatung, die bislang überwiegend aus Kirchensteuermitteln finanziert wurde, auch in Ober- und Teilen Mittelfrankens zunehmend unter Druck. Die schwierige Finanzierung, der demographische Wandel – viele Beraterinnen und Berater verabschieden sich in naher Zukunft in den Ruhestand – und bürokratische Hürden gefährden vielerorts das offene Ohr und offene Türen für Ratsuchende.
2024 fast 7.100 ungelöste Fälle
Vor diesem Hintergrund hat auch Anzahl der Beratungsfälle in der jüngeren Vergangenheit konstant zugenommen. Verzeichneten die Beratungsstellen in der Erzdiözese Bamberg im Jahr 2021 noch gut 6.800 Fälle, stieg diese Zahl drei Jahre später um etwas mehr als 10 Prozent auf gut 7.600 an. Und: Klientinnen und Klienten wenden sich zunehmend mit multiplen Problemlagen an die Beratungsstellen. Dadurch verlängern sich nicht nur die Beratungszeiten. Insgesamt konnten 2024 fast 7.100 Fälle nicht abgeschlossen werden. Das stellt die gesamte Allgemeine Sozialberatung im Erzbistum Bamberg vor immense Herausforderungen. Wie sich diese konkretisieren, das soll eine Umfrage herausfinden, die der Caritasverband für die Erzdiözese Bamberg e. V. (DiCV Bamberg) in dieser Woche durchführt. Als Ergebnis soll eine Wortwolke stehen, mit der die Bedeutung allgemeiner sozialpolitischer Problemlagen transparent werden soll.
„Allgemeine Sozialberatung ist Rettungsanker“
„Die Caritas ist dort präsent, wo Menschen in Not sind. Offene Türen und offene Herzen sind das Fundament unserer sozialen Verantwortung“, sagte Michael Endres, Caritasdirektor und Vorstandsvorsitzender des DiCV Bamberg. Das zeige die Caritas seit je her in Form ihrer vielfältigen Beratungsarbeit. „Die Allgemeine Sozialberatung bietet materielle Hilfen, Zugang zu Hilfssystemen nach dem Sozialgesetzbuch oder leitet die Menschen bei konkreten Problemlagen an spezifische Fachberatungen weiter“, so Endres. Darüber hinaus unterstütze die Caritas in der Erzdiözese Bamberg mit zahlreichen weiteren Angeboten. Dazu zählen z. B. Schulmaterialläden, offene Mittagstische oder Kleiderläden. „Die Allgemeine Sozialberatung versteht sich als Rettungsanker, als erste Anlaufstelle für viele Menschen, die sich in Not- oder Krisensituationen befinden. Wir dürfen nicht zulassen, dass bundesweit immer mehr Beratungsstellen von Schließungen bedroht sind.“
Mit den Aktionswochen gegen Armut wolle die Caritas und andere Wohlfahrtsverbände und Initiativen nicht nur Solidarität zeigen. „Wir wollen auch politische Verantwortung einfordern: Kommunen, Bund, Länder, aber auch die Kirche sind aufgefordert, die Finanzierung der Allgemeinen Sozialberatung dauerhaft zu sichern und den Zugang zu sozialer Unterstützung auszubauen“, so der Bamberger Caritas-Chef. Das stärke den gesellschaftlichen Zusammenhalt und das Solidaritätsgefühl. Sozialberatung sei keine Randaufgabe, sondern ein zentrales Element der sozialen Infrastruktur, die einen immensen Beitrag zum sozialen Frieden erbringe. „Und das ist gerade jetzt, in dieser schwierigen Zeit, dringend notwendig.“
Hintergrund:
Die Aktionswochen gegen Armut sind am 17. Oktober gestartet und enden am 16. November mit dem „Welttag der Armen“. Am 15. November, ruft Caritas-International mit dem Aktionstag #EineMillionSterne dazu auf, sich gemeinsam und weltweit gegen Armut einzusetzen.
Die Aktionswochen gegen Armut finden jährlich bundesweit statt. In der Erzdiözese Bamberg beteiligen sich zahlreiche Einrichtungen, Initiativen aus den Bereichen Sozialarbeit, Pastoral und Ehrenamt. Das Motto „Türen offen halten“ steht sinnbildlich für die Haltung christlicher Nächstenliebe – offen, zugewandt und solidarisch.