„Teen Court“ verhandelt Straftaten Jugendlicher

Neues Projekt bei der Caritas Lichtenfels
„Die Erfahrung zeigt, dass Gleichaltrige die Straftaten Jugendlicher weniger nachsichtig beurteilen als Erwachsene“, erzählt Thomas Geldner. Daher habe es einen hohen pädagogischen Wert, wenn sich junge Menschen, die straffällig geworden sind, der Kritik der eigenen Altersgruppe stellen müssen.
Auf dieser Erkenntnis baut das Projekt „Teen Court“ auf. Vor 23 Jahren in Aschaffenburg eingeführt, gibt es die Schülergerichte bereits an zwölf Standorten. Um sie auch in den Landkreisen Coburg, Kronach und Lichtenfels einzuführen, ist die Oberstaatsanwaltschaft Coburg auf die Caritas Lichtenfels zugekommen, erzählt deren geschäftsführender Vorstand Thomas Geldner.
Ähnlich wie Schöffen verhandelten die jugendlichen Richterinnen und Richter die Straftaten von Altersgenossen. Voraussetzung ist, dass die Täter geständig seien und die Eltern zustimmen. Vor dem „Teen Court“ geht es, so Geldner, um „kleinere“ Straftaten wie Ladendiebstahl, Sachbeschädigung, Beleidigung oder Schwarzfahren. Das „Gericht“ rede den Straffälligen ins Gewissen und unterbreite einen Vorschlag für eine Strafe. Verhängen müsse sie aber die Staatsanwaltschaft – in der Regel als Strafbefehl, der ohne eine Gerichtsverhandlung ergeht. Dass Gleichaltrige aus der Lebenswelt sich mit den Tätern auseinandersetzen, bringe oft mehr, als wenn Erwachsene dies tun.
Überrascht zeigt sich Geldner vom großen Interesse an dem Projekt. 70 Personen – Jugendliche und deren Eltern – hätten an einem ersten Infoabend teilgenommen; etliche weitere haben sich gemeldet. Im Oktober soll es losgehen mit Schulungen für die jungen „Richter“. Betreut wird das Projekt vom Leiter der Kinder- und Jugendhilfe bei der Caritas Lichtenfels und von den Sozialpädagogen des Projekts „Meilenstein“, das sich um delinquente Jugendliche kümmert.