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Caritasverband Ansbach:Rund um die Uhr: Frauenhaus Ansbach bietet Frauen Zuflucht und Schutz vor Gewalt

Frauenhaus-Notruf Ansbach
Der südlichste Caritasverband in der Erzdiözese Bamberg liegt in Mittelfranken. Dort betreibt der Caritasverband Ansbach, der im letzten Jahr sein 40-jähriges Bestehen feierte, seit über 30 Jahren u. a. auch ein Frauenhaus.
Datum:
Veröffentlicht: 11.8.25
Von:
Enno-Jochen Zerbes

Beim Blick auf die Zahlen wird deutlich, wieso in der Bundesrepublik noch mehr Frauenhäuser gebraucht werden, als es tatsächlich gibt. 2023 waren 180.715 Frauen von häuslicher Gewalt betroffen. Im Vorjahresvergleich entspricht das einer Zunahme von mehr als fünf Prozent. Dieses Ergebnis geht aus einem Bericht hervor, den die Bundesregierung Ende letzten Jahres herausgab.

Hohe Dunkelziffer

Die Dunkelziffer dürfte noch höher sein. Denn es ist davon auszugehen, dass nicht alle Gewalttaten tatsächlich erfasst werden. Der Grund: Viele Opfer verzichten aus Scham auf eine Anzeige bei der Polizei. „Dieses Schamgefühl muss die Seite wechseln“, sagt Sebastian Grund, Geschäftsführer des Caritasverbandes in Ansbach. „Denn es sind nicht die Frauen, die sich schämen müssen, es sind die Männer, die Frauen gegenüber gewalttätig werden.“ Auch das belegen die Zahlen. Weit über 90 Prozent der gegen Frauen verübten Gewalttaten gehen auf Männer zurück.

„Bürokratieabbau outgesourct“

U. a. auch aus diesen Gründen betreibt der Caritasverband Ansbach seit 1991 ein Frauenhaus. „Die Organisation und der Betrieb des Frauenhauses ist ohne die Zuschüsse des Landes Bayern nicht möglich“, erklärt Grund. Dafür sei man nicht nur hier in Ansbach sehr dankbar. Aber, so Grund, leider verspüre die Caritas in Ansbach aktuell einen erhöhten Nachweisdruck der bereitgestellten staatlichen Mittel, der an die Einrichtungen vor Ort delegiert werde. „Das betrifft auch das Frauenhaus“, sagt Grund. Die diesbezüglich in einem Schreiben des Regierungsbezirkes Mittelfranken an die Caritas Ansbach formulierten Forderungen belasten den Wohlfahrtsverband schwer. Grunds Kritik: „Der immer wieder medienwirksam kolportierte Bürokratieabbau, ist kein Bürokratieabbau, wenn er de facto an soziale Träger wie die Caritas outgesourct wird.“ Aus der Sicht der Caritas Ansbach entsteht hier ein zusätzlicher Aufwand. „Und ich weiß nicht, wie wir diesen Aufwand hier abbilden sollen“, erklärt Grund. Seine Personaldecke gebe das aktuell einfach nicht her. Aus seiner Sicht gefährde diese Vorgehensweise der Regierung nicht nur das Frauenhaus in Ansbach, sondern vielmehr den grundsätzlichen Fortbestand sozialer Angebote, die eigentlich staatliche Träger zu erbringen haben, diese aber tatsächlich von sozialen Trägern wie der Caritas übernommen werden.

Noch mehr Frauenhäuser benötigt

„Ich weiß, dass wir hierzulande noch mehr Frauenhäuser benötigen, gerade auch in Oberzentren wie hier in Ansbach“, erklärt Grund. Angesichts der oben genannten Entwicklungen scheinen diese Gedanken jedoch in weite Ferne zu rücken. Das Frauenhaus in Ansbach verfügt über eine Kapazität von gerade mal 12 Plätzen, hinzu kommen noch 13 Plätze für Kinder. „Immer noch zu wenig“, wie Grund sagt. In ganz Mittelfranken gibt es derzeit sechs Frauenhäuser.

84 % Auslastung

Im vergangenen Jahr war das Ansbacher Frauenhaus mit einer Belegungsquote von durchschnittlich 84 Prozent sehr gut ausgelastet. „Es gab Phasen, da waren wir sogar überbelegt“, berichtet Grund. Das komme oft vor. „Dabei ist vorgesehen, dass die Frauen, die ins Frauenhaus kommen, nicht länger als drei Monate bei uns sind.“ Fakt sei aber, dass sie nicht selten länger bleiben. Hauptgrund dafür: die Wohnungssuche. Es fehle massiv an bezahlbarem Wohnraum. Die Folge: Die im Frauenhaus verbleibenden Frauen blockieren Plätze für Neuaufnahmen.

Ansbacher Frauenhaus-Notruf: 0981 – 9 59 59

Wo genau das Ansbacher Frauenhaus liegt, will und darf Grund nicht sagen. „Es ist wichtig, dass die Adresse anonym bleibt.“ Das sei die erste und entscheidende Schutzmaßnahme. Der Erstkontakt läuft deshalb ausschließlich über eine Telefonnummer. „Über die 0981 – 9 59 59 können Betroffene das Frauenhaus kontaktieren. Wir bieten über diese Telefonnummer auch jenen Frauen persönliche Beratung, die nicht ins Frauenhaus einziehen.“ Ist die Einrichtung voll besetzt, ist die Caritas Ansbach bei der Suche nach Ausweichplätzen in anderen Frauenhäusern behilflich.

24/7 erreichbar

„Als Ort der Hoffnung bietet die Einrichtung Zuflucht und Hilfe zur Selbsthilfe und ist deshalb für betroffene Frauen Tag und Nacht erreichbar, auch an Sonn- und Feiertagen.“ Grund betont allerdings, dass das Frauenhaus kein Heim sei. „Jede Frau organisiert hier ihren Tagesablauf selbst und ist demzufolge auch für die Kinder selbst verantwortlich“, erklärt der Ansbacher Caritas-Chef. Den Frauen stehen dabei insgesamt sechs hauptamtliche Fachkräfte zur Seite, darunter vier Sozialpädagoginnen und zwei Erzieherinnen. „Hinzu kommen nochmals 35 Ehrenamtliche, welche das Fachpersonal unterstützen und ohne die der Betrieb des Frauenhauses nicht möglich wäre.“ Die engagierten Ehrenamtlichen übernehmen die Rufbereitschaft und organisieren Aufnahmen in Abendstunden, an Wochenenden und Feiertagen.

Kleiderkammer & Interventionsstelle

An das Frauenhaus in Ansbach ist auch eine Kleiderkammer angeschlossen. Viele Frauen und Kinder kommen mit nichts als jenem, was sie am Körper tragen, im Frauenhaus an. „Aus der Kleiderkammer können wir Betroffene mit sauberer und frischer Kleidung versorgen“, berichtet Grund. Ebenfalls angegliedert ist die sogenannte Interventionsstelle. Die Fachberatungsstelle für Frauen, die körperliche, psychische oder soziale Gewalt erfahren (haben) oder davon bedroht sind, ist direkt mit der Polizei Ansbach verknüpft, über die auch der Erstkontakt erfolgt. Die Stelle unterstützt bei der Abklärung der Gefährdungslage, bietet Schutz- und Sicherheitsberatung sowie Gespräche zur psychischen Entlastung und Stabilisierung. Außerdem erhalten Betroffene Informationen zum Gewaltschutzgesetz und möglichen polizeilichen Maßnahmen sowie Erstinformationen zu finanziellen Hilfen (Bürgergeld, Unterhaltsvorschuss etc.). Im Bedarfsfall erfolgt die Weitervermittlung an andere Beratungsstellen oder Behörden bzw. in ein Frauenhaus.

„Mit dem Frauenhaus, der Kleiderkammer und der Interventionsstelle haben wir hier in Ansbach ein wirklich tolles Angebot, das Frauen, die sich mit Gewalt konfrontiert sehen, schnell, vollumfänglich und wirksam weiterhilft“, resümiert Grund. Es bleibt zu hoffen, dass dieses Angebot noch lange weiterbesteht.