Offener Gesprächsraum über Liebe

20 Jahre LoveTours der Schwangerschaftsberatungsstellen
Unter seiner Ägide, unterstützt vom damaligen Erzbischof Dr. Karl Braun, starteten die sexualpädagogischen Workshops für Jugendliche. Zunächst sollten sie nur für ein Jahr durchgeführt werden. Doch dank der großen Nachfrage gehen sie heuer ins zweite Jahrzehnt.
„Wir wollten weg von der Vermeidungspädagogik, wir wollten nicht nur über Verhütung reden“, erklärt das Konzept Ursula Kundmüller. Die heutige Vize-Caritasdirektorin leitete damals die Katholische Schwangerschaftsberatungsstelle in Bamberg. Zusammen mit den Kolleginnen in Ansbach und Nürnberg stellten die Beraterinnen die Frage in den Mittelpunkt: „Was ist mir wichtig in Liebe und Beziehung?“ Daher war schnell klar, dass neben dem durchwegs weiblichen Personal der Beratungsstellen auch Männer die Workshops durchführen sollten. Getrennte Arbeitsgruppen für Mädchen und Jungen sind bis heute ein Grundprinzip der LoveTours. Die Jugendlichen sollen sich frei äußern können, ohne Leistungsdruck, ohne sich vor dem anderen Geschlecht „produzieren“ zu müssen.
Was die LoveTourer der ersten Stunde falsch einschätzten, war jedoch ihr „Publikum“. Sie boten ihre Workschops zunächst Jugend- und Ministrantengruppen an. Doch die Reaktion blieb aus. Nachfrage kam aus den Schulen, und dort sind die LoveTourer bis heute hauptsächlich unterwegs.
Deren Einsatz wissen die Jugendlichen zu schätzen. „Super, dass Sie sich Zeit für uns genommen.“ Diese Rückmeldung bringt es zum Ausdruck.
Auch der „Auftraggeber“ der Schwangerschaftsberatungsstellen lobt dies. „Die LoveTours sollen einen Gesprächsraum öffnen, damit die Jugendlichen zu einer persönlichen Haltung finden. Das gelingt, weil die LoveTourer eine Haltung haben, sie aber nicht überstülpen“, sagt Weihbischof Herwig Gössl bei der Videokonferenz, die den Auftakt zum Jubiläumsjahr setzte. Er verweist darauf, dass junge Menschen sich vielfältigen, oft auch verwirrenden Erwartungen von außen ausgesetzt sehen. Die digitale Welt erhöhe diesen Druck massiv. „Daher brauchen Jugendliche Gesprächspartner, die sie ernst nehmen.“
Gössl brach dabei eine Lanze für die „oft gescholtene Sexualmoral der Kirche“. Sie beruhe auf Erfahrungen und könne daher auch heute und in Zukunft Orientierung geben. „Daher dürfen wir sie jungen Menschen nicht vorenthalten.“
Der Hauptreferent der Online-Fachtagung, Prof. Uwe Sielert, sieht die sexuelle Bildung als Teil der Wertediskussion. Wertediskurse erforderten Toleranz, und diese definiert der Mitautor des Standardwerks „Handbuch Sexualpädagogik und sexuelle Bildung“ als „durch Respekt gezähmte Ablehnung“. Es geht also auch bei Fragen zu Liebe und Sexualität darum, zu unterscheiden zwischen der Meinung, die man für falsch hält, und dem Menschen, der sie vertritt.
Mehr Infos unter www.lovetours-caritas.de/