"In strukturschwachen Kommunen mangelt es an Ganztagsangeboten"

An Bambergs Fachakademie diskutierten zwei Ministerinnen mit Trägern, Fachkräften und Auszubildenden aus Erziehung und Jugendhilfe
Bei einer Veranstaltung mit den Staatsministerinnen Ulrike Scharf und Melanie Huml in der Bamberger Caritas-Fachakademie für Sozialpädagogik kritisierte sie, dass Eltern und Kinder in strukturschwachen Regionen benachteiligt seien. Finanzschwache Kommunen gewährten Kindertagesstätten keinen Defizitausgleich, so dass sich die Einrichtungen bei ihrem Angebot beschränken müssten. Für Schulkinder etwa gebe es dann nur eine rudimentäre Mittagsbetreuung. Dies treffe dann vor allem „arme“ Familien, deren Anteil an der Bevölkerung gerade in benachteiligen Gebieten höher sei als andernorts.
Außerdem verlangt Kundmüller eine staatliche Förderung für den Neubau von Wohnheimen, in denen angehende Erzieherinnen und Erzieher während der Ausbildung Unterkunft finden. Dies sei eine Voraussetzung, um angesichts des Fachkräftemangels Nachwuchs für den Beruf zu finden. Ihr Anliegen unterstützte Andreas F. Heipp, Vorstandssprecher des kirchlichen Wohnungsunternehmens Joseph-Stiftung. Im Segment der Schülerwohnheime ließen sich keine die Investitionen deckenden Mieten erzielen.
Kritik äußerte Kundmüller ferner an den stundenweisen Buchungszeiten in den Kindertagesstätten. Sie stellten die Einrichtungen vor große Probleme bei der Gestaltung der Dienstpläne und brächten Unruhe in den Gruppenalltag. Die erforderliche Flexibilität verlange zudem variable Arbeitsverträge, die für die Beschäftigten unattraktiv seien.
Als Bamberger Wahlkreisabgeordnete im Landtag hatte Staatsministerin Melanie Huml ihre Kabinettskollegin zu einer öffentlichen Veranstaltung eingeladen, bei der die Sozialministerin Fragen rund um die Kinderbetreuung beantwortete. Großer Streitpunkt des Abends war das Programm des Freistaats, mit dem Seiteneinsteiger für den Einsatz in Kindertagesstätten qualifiziert werden. Schüler und Lehrer der Fachakademien bemängelten, dass diese Ausbildung mit einem Umfang von 700 Unterrichtsstunden nicht die gleiche Kompetenz vermitteln könne wie die klassische mit 2.440 Stunden. Dennoch erhielten die Quereinsteiger das gleiche Gehalt wie die Fachakademie-Absolventen.
Anwesende, die die modulare Ausbildung belegt haben, verteidigten sich mit dem Verweis auf ihre Lebenserfahrung; viele kämen aus sozialen Berufen; die Unterrichtsinhalte seien durchaus anspruchsvoll. Ulrike Scharf betonte die Notwendigkeit zusätzlicher Zugänge in das Berufsfeld Kindertagesstätten: „Wir müssen alle Hebel in Bewegung setzen, um Personal zu bekommen.“ Zudem berechtige der neue Bildungsweg nicht dazu, in anderen pädagogischen Bereichen, etwa der Jugendhilfe, zu arbeiten.