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Erhöhte Nachfrage nach Schuldnerberatung

Foto Schuldnerberatung in den Beratungsstellen
Datum:
Veröffentlicht: 28.10.21

Wegen Corona: Beratungsstellen verzeichnen mehr Anfragen

Immer mehr Menschen geraten durch die Folgen der Pandemie in finanzielle Not. Im ersten Halbjahr 2021 verzeichneten die gemeinnützigen Schuldnerberatungsstellen in Deutschland deutlich mehr Anfragen nach Beratung. Das ist das Ergebnis einer Umfrage der Arbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung der Verbände (AGSBV).

Bei über zwei Dritteln der befragten Beratungsstellen erhöhte sich die Zahl der Anfragen im Vergleich zum Zeitraum vor der Pandemie. Bei fast der Hälfte betrug der Anstieg zwischen zehn und 30 Prozent; knapp ein Fünftel der Beratungsstellen beobachtete sogar eine Zunahme des Beratungsbedarfs um mehr als 30 Prozent. Insgesamt beteiligten sich 461 Beratungsstellen an der Umfrage, davon etwa 110 von der Caritas.

Miet- und Energieschulden

„Eine Zeit lang konnten sich viele Menschen, die durch die Pandemie in Schwierigkeiten geraten sind, mit Erspartem oder mit der Hilfe von Familie und Freunden über Wasser halten. Aber lange kann so etwas nicht gutgehen“, sagt Verena Zepter. Sie ist Referentin für Schuldnerberatung im Caritasverband für die Erzdiözese Bamberg und berät auch selbst in Erlangen verschuldete und zahlungsunfähige Menschen.

Bei über einem Viertel (28 Prozent) der befragten Beratungsstellen war die erhöhte Nachfrage auf Miet- und Energieschulden zurückzuführen. Viel mehr Menschen erkundigen sich nach einem Pfändungsschutzkonto und brauchen Hilfe beim Ausfüllen der notwendigen Bescheinigung.

„Diese Zahlen sind alarmierend, wenn man weiß, dass die Energiepreise nach dem Befragungszeitraum nochmal richtig angezogen haben“, warnt Zepter. „Das lässt nichts Gutes für das Ende des Jahres ahnen.“

Einen erhöhten Informations- und Aufklärungsbedarf von (Solo-) Selbstständigen gab es in 44% der Beratungsstellen, von Personen in Kurzarbeit in 41%, von Erwerbstätigen in 33% der Beratungsstellen.

„Die Menschen sind auf kompetente Unterstützung angewiesen, um den Weg aus der Überschuldung zu finden – gerade die vielen Solo-Selbständigen, die vor der Pandemie für gewöhnlich nicht mit solchen Problemen zu kämpfen hatten“, sagt auch die stellvertretende Diözesan-Caritasdirektorin Ursula Kundmüller. „Die Mitarbeitenden in den Beratungsstellen sind aber am Limit und brauchen dringend Verstärkung“.

Schuldner- und Insolvenzberatungsstellen der Caritas gibt es in Bamberg, Bayreuth (mit Außenstelle in Kulmbach), Coburg (mit Außensprechtagen in Bad Rodach, Kronach, Lichtenfels und Neustadt bei Coburg), Erlangen und Forchheim.