Eine „große Stimme“ sagt leise Servus

Don Bosco Haus in Hersbruck verabschiedete langjährigen Leiter Michael Schubert

Schließlich verlässt der überaus beliebte Leiter Michael Schubert nach 31 Jahren das Haus, das psychisch kranken und behinderten Menschen eine Heimat bietet. Wie groß die Wertschätzung für Schubert ist, unterstrich Join-Mitri Kazzaz, der Vorsitzende der Bewohnervertretung: Mit seiner ruhigen und aufrichtigen Art habe der scheidende Einrichtungsleiter von Anfang an immer den Menschen in den Mittelpunkt seiner Arbeit genommen. „Sie haben uns ein Zuhause ermöglicht, in dem wir uns sehr wohl und immer als gleichberechtigte Partner auf Augenhöhe fühlen“, sagte er. Das Don Bosco Haus habe sich in den letzten drei Jahrzehnten unter Schuberts Leitung „positiv verändert“.
Gäbe es im sozialen Bereich einen Oscar für das Lebenswerk, „dürfte ich den heute an Michael Schubert überreichen“, sagte Hans Renner, Mitglied im Aufsichtsrat des Caritasverbandes im Nürnberger Land. Der gebürtige Coburger und gelernte Erzieher hätte sein ganzes Leben in den Dienst an den Menschen gestellt - erst bei der Jugendhilfe in Schnaittach, dann nach seinem Studium der Sozialen Arbeit in der forensischen Psychiatrie in Erlangen und schließlich ab Dezember 1991 im Don Bosco Haus.
Das sah damals noch ganz anders aus als heute. An seinen ersten Besuch in der „Schmidt‘schen Villa“ in der Gartenstraße, an einem nebligen Novembertag, erinnert sich Schubert bis heute. Schnell aber verwandelte er die als stellvertretender Leiter, der de facto die Leitung inne hatte, weil die damalige Chefin krankheitsbedingt ausfiel, mit seinem Team in ein Vorzeige-Wohnheim. Mitte der 1990er zog die dort untergebrachte Arbeitstherapie in die Halle der früheren Spedition Maul in der Ostbahnstraße um und wurde auf 28, später 35 Arbeitsplätze zur Wiedereingliederung erweitert - die Keimzelle des erfolgreichen Integrationsprojekts „Carisma“ mit dem angeschlossenen Gebrauchtwarenmarkt und der Industriearbeit. Die Arbeitstherapie fand 2001 in der Eichenhainstraße ihre neue Heimat.
Wie elementar die soziale und berufliche Wiedereingliederung von Menschen mit psychischen Erkrankungen ist, weiß Michael Schubert als Gründungsmitglied des Erlanger Vereins Wabe, der sich seit 1987 genau darum kümmert, nur zu gut. Seit 2008 Bereichsleiter, habe Schubert mit seiner beharrlichen Art auch andere wichtige Projekte „maßgeblich mit begleitet“, sagte Renner - ob das ambulant betreute Wohnen, das wegweisende Sebastian Fackelmann Haus (Stichwort: Quartiersmanagement) oder den Neu- und Umbau des Don Bosco Hauses zwischen 2010 und 2012. Bei allem sei für Schubert immer der Mensch im Mittelpunkt gestanden, sagte Renner: „Seine Messlatte dabei war Fairness und die Augenhöhe und das galt gleichermaßen für Kollegen, Mitarbeitende und Bewohner.“ Froh sei er, das sich Schubert weiter mit Michael Groß den Vorsitz des Caritasverbands teilt, wisse der Aufsichtsrat seine Expertise und seinen Rat doch sehr zu schätzen. „Deshalb verabschieden wir dich heute auch mit einem lachenden Auge in deinen Unruhestand“, sagte Renner. Ähnliches verkündete Jörg Dennhöfer, einer der drei Teamleiter des sozialpädagogisch-medizinischen Diensts des Bezirks. „Du bist eine große Stimme, fachlich wie inhaltlich“,sagte er, „die viel beizutragen weiß über die Abläufe in den Einrichtungen, aber auch darüber, was für die Menschen dort wichtig ist.“ Kennengelernt haben sich die beiden, als Schubert sich für ein weiteres wegweisendes Herzensanliegen einsetzte - die sogenannten Leistungsmodule, die psychisch kranken und behinderten Menschen einen wesentlich individuelleren Zugang zu Hilfen und damit zu besserer Teilhabe ebnen. Obwohl anfangs eher Kontrahenten (Dennhöfer: „Wir hatten das Geld, du wolltest das Geld“), hätte sich daraus über die Jahre eine Freundschaft entwickelt, auch weil Schubert immer beharrlich „seine“ Sache vertreten habe, dies aber immer fair und Argumente beider Seiten abwägend. „Es war nicht immer einfach, aber immer toll mit dir zu arbeiten“, gab Dennhöfer das respektvolle Kompliment einer Kollegin an Schubert weiter. Brigitte Bakalov von Kiss sagte einem „tollen Kollegen mit dem Herz am rechten Fleck“ auf Wiedersehen, den „wir nicht gehen lassen wollen“. Schubert sei immer zur Stelle gewesen, wenn man ihn brauchte, und hätte stets für jeden ein offenes Ohr gehabt. Emotionaler Schlussakkord des Sommerfests war dann ein Lied der Bewohner, das Schuberts Stellvertreterin Kerstin Brockmeier, die nun die Leitung des Don Bosco Hauses übernimmt (neue Bereichsleiterin ist Christina Gietl vom sozialpsychiatrischen Dienst SpDi), zur Melodie eines Reinhard Mey-Klassikers schrieb: „Hinter den Pflichten muss die Freiheit wohl grenzenlos sein“. „Erstmal einen Kaffee!“ Begleitet von Join-Mitri Kazzaz an der Gitarre griffen sie dabei alle „Meilensteine“ und von ihnen geschätzten Eigenschaften ihres bisherigen Leiters auf - und trafen Michael Schubert damit mitten ins Herz. Hörbar bewegt dankte er für das besondere Abschiedsgeschenk und verlangte dann eines seiner unverkennbaren Markenzeichen: „Jetzt brauche ich erst einmal einen Kaffee!“
Text: Klaus Porta (Hersbrucker Zeitung)