Caritas Libanon bietet ausgebeuteten Frauen Schutz

Info-Gespräch befasste sich mit Hausangestellten als modernen Sklaven

Innerhalb von zehn Jahren ist der einst als „Schweiz des Nahen Ostens“ gepriesene Libanon zum failed state verfallen: Es gibt keine Regierung und die Justizbeamten streiken, da sie keinen Lohn erhalten. Das Gesundheitssystem funktioniert nicht mehr, Medikamente sind nicht zu bekommen. Die Banken sind geschlossen und die Bevölkerung kommt nicht mehr an ihr Geld. Letzteres würde ihr auch nicht viel nützen, denn die Inflation ist die dritthöchste der Welt und das libanesische Pfund hat 95 % seines Wertes verloren. Seit die verheerende Explosion 2020 den Hafen von Beirut zerstört hat, sind Im- und Export und damit weitgehend die Wirtschaft zum Erliegen gekommen. Die Arbeitslosigkeit ist hoch, Arbeit schlecht bezahlt, der Lohn ohne Kaufkraft.
Zu all dem hat der Libanon bei 4 Millionen Einwohnern seit 2011 2 Millionen Geflüchtete aus Syrien aufgenommen, von denen die Hälfte nicht offiziell registriert sind. Ein Teil davon sind staatenlose Kinder und Jugendliche; ihre Eltern konnten ihre Geburt nicht melden, da ihnen selbst Dokumente fehlen. Die Flüchtlinge leben zumeist in Camps in Zelten. Zu den Syrern kommt noch einmal eine halbe Million Palästinenser, die bereits seit Jahrzehnten im Libanon sind.
In all dem Chaos ist die Caritas eine seltene stabile Größe. Sie verteilt etwa Medikamente und Lebensmittel.
Noha Roukoss befasst sich dabei mit einem weiteren Problem, das gerade im Nahen Osten auftritt: der rechtlosen Stellung von Arbeitsmigranten. Im Libanon sind rund 500.000 Frauen als Hausangestellte bei wohlhabenden Familien tätig. Sie werden von dubiosen Agenturen in Afrika oder Asien angeworben mit dem Versprechen, Geld für die Familien in der Heimat zu verdienen. Im sogenannten Kafala-System sind sie jedoch „moderne Sklaven“. Der Arbeitgeber – arabisch „Kafil“ für „Bürge“ – nimmt den Angestellten Pass und alle Papiere ab. Oft werden die Frauen Opfer von Gewalt, werden ausgebeutet, misshandelt und vergewaltigt. Noha Roukoss zeigte in Bamberg Fotos von Frauen, deren Körper von Blutergüssen übersät oder durch Verbrennungen entstellt waren oder die Gliedmaßen verloren hatten. Fliehen die Frauen aus den Häusern ihrer Peiniger, halten sie sich illegal im Libanon auf.
Die Caritas betreibt mehrere Zentren, in denen diese Frauen Schutz finden. Sie werden medizinisch, psychisch und seelsorglich betreut und über ihre Rechte aufgeklärt. Auch die Kinder der Frauen finden hier Unterkunft und die Caritas bemüht sich, dass diese registriert werden. Caritas Libanon unterhält Kontakte zu den Caritasorganisationen der Herkunftsländer und sorgt dafür, dass die Frauen sicher in ihre Heimat zurückkehren können.
Die Caritas engagiert sich auch politisch gegen Menschenhandel und klärt darüber auf. „Der Preis eines Arbeitsmigranten ist niedriger als der eines Kleides“, prangert Roukoss an. Daher versuchen libanesische Caritas-Mitarbeiterinnen auch in den Anwerbeländern wie Sri Lanka, Sudan oder Äthiopien über die tatsächlichen Arbeitsbedingungen zu informieren.
Für ihre Arbeit ist die Caritas Libanon auf Spenden angewiesen. Deshalb bereist Noha Roukoss als Gast der Hilfsorganisation „missio“ derzeit das Erzbistum Bamberg. Einer ihrer Termine war ein Austausch mit Vertretern der Caritas im Bistumshaus St. Otto in Bamberg. Der Monat der Weltmission stellt in diesem Jahr den Nahen Osten in den Mittelpunkt seiner Kampagne.
Mit der Information erhalten Sie zwei Fotos. Sie können sie über diesen Link abrufen und downloaden:
https://erzbistum-bamberg.canto.global/b/NOL47