Zum Inhalt springen

DiCV Bamberg: Gigantischer Investitionsbedarf:Bis 2040 fehlen der Caritas Bamberg 350 Mio. Euro für nötige Sanierungsmaßnahmen

„Wir brauchen die Unterstützung von Bund und Ländern jetzt“, sagt Michael Endres, Direktor und Vorstandsvorsitzender des Caritasverbandes für die Erzdiözese Bamberg.
Alarmierende Signale aus dem Diözesan-Caritasverband Bamberg: Dort zeichnet sich ein gigantischer Investitionsstau für die Sanierung von Caritas-Gebäuden ab.
Datum:
Veröffentlicht: 5.6.25
Von:
Enno-Jochen Zerbes

Eigenen Berechnungen zufolge werden dem Verband bis 2040 ca. 350 Mio. Euro fehlen. Das liegt vor allem an den stetig steigenden Baukosten bei gleichzeitig fehlenden Investitionskostenzuschüssen von Bund und Ländern für die Gebäudestruktur sozialer Einrichtungen, sagt der Verband.

„Als Caritas für Ober- und Mittelfranken begrüßen wir grundsätzlich, dass die Bundesregierung mit dem geplanten Sondervermögen in die Infrastruktur investieren will. Wir sehen es als geboten an, hier nicht auf die Schuldenbremse zu schauen. Das haben wir schon immer für eine falsche Strategie gehalten. Wenn wir in die Zukunft blicken, dann hat davon niemand etwas, vor allem die Jugend von heute nicht. Ein marodes Schienennetz und kaputte Straßen bringen uns nicht weiter. Deswegen sehen wir als Caritas die geplanten Investitionen in die Infrastruktur grundsätzlich sehr positiv“, sagte Michael Endres, Direktor und Vorstandsvorsitzender des Caritasverbandes für die Erzdiözese Bamberg (DiCV Bamberg).

„Sozialer Bereich ist auch Teil der kritischen Infrastruktur“

Beim Blick auf das von der Bundesregierung geplante Sondervermögen ist es für Endres allerdings sehr bedauerlich, „dass beim Begriff Infrastruktur primär das Schienen-, das Straßennetz oder das Energieversorgungsnetz im Vordergrund steht.“ Gerade der soziale Bereich, den alleine die Caritas in der Erzdiözese Bamberg, die Oberfranken und Teile Mittelfrankens umfasst, mit fast 25.000 Hauptamtlichen und Ehrenamtlichen schultere, gehöre eben auch zur kritischen Infrastruktur.

500 Einrichtungen sind in die Jahre gekommen

„Wie die Straße oder die Schiene sind auch unsere Kitas, Alten- und Pflegeheime in die Jahre gekommen“, erklärte Endres. „Alleine in der Erzdiözese Bamberg hat sich in den letzten Jahren über alle gut 500 Einrichtungen hinweg ein enormer Investitionsstau aufgebaut, der unseren Berechnungen zufolge in den kommenden 15 Jahren bis auf ca. 350 Mio. EUR wachsen wird. Dieses Geld haben wir, der Diözesan-Caritasverband, in den kommenden Jahren aufzubringen, um unsere Gebäude und Einrichtungen klimagerecht zu modernisieren, barrierefrei zu gestalten sowie eine digitale Modernisierung zu gewährleisten.“ Hier brauche man dringend auch die Unterstützung des Staates. Denn alleine werde sich der Modernisierungsaufwand nicht bewältigen lassen. Andernfalls sehe sich die Caritas dazu gezwungen, einen Teil dieser Kosten an seine Klienten weiterzugeben, sofern Investitionskostenzuschüsse ausbleiben. „Angesichts des ohnehin schon extrem hohen Eigenanteils, den etwa Pflegebedürftige mittlerweile selbst tragen müssen, führt diese Entwicklung bei einem immer größer werdenden Bevölkerungsanteil mit geringem Einkommen, einer niedrigen Rente oder einem finanziell schwächeren Background zu einer massiven Überbelastung.“ Und die werde sich mittelfristig nicht nur monetär negativ auf die Betroffenen und die Gesellschaft als Ganzes auswirken, skizziert der Bamberger Caritas-Chef das Dilemma.

Unterstützung von Bund und Ländern benötigt

In der Erzdiözese Bamberg kümmert sich die Caritas in den Städten und Landkreisen mit einem umfangreichen Angebot in zahlreichen Einrichtungen, von denen viele auch in Caritas-eigenen Gebäuden zu Hause sind, mit professioneller Verlässlichkeit, mit der Mobilisierung ehrenamtlicher Kräfte und unter Aufbringung eigener Mittel um die Menschen. Die Zahlen zeigen: In der Bevölkerung besteht gerade in Krisenzeiten eine große Nachfrage nach Beratung, Hilfe und Unterstützung. Diese Leistungen stellen eine ganz wesentliche Stütze im sozialen System der Bundesrepublik Deutschland und in Bayern dar. „Wir müssen uns im Klaren sein: Der Zusammenhalt und die Solidarität vor Ort sind dann besonders gefährdet, wenn sich Menschen in Not nicht mehr auf soziale Hilfen verlassen können. Und die sehe ich schon jetzt und erstrecht in der Zukunft als fundamental gefährdet, wenn Bund und Länder hier nicht für Entlastung sorgen. Deshalb brauchen wir jetzt die Unterstützung von Bund und Ländern“, appelliert Endres an die politischen Entscheidungsträger.

Milliardenschwere Investitionen gefordert

Auch die Spitzenverbände der freien Wohlfahrtspflege wandten sich mit einem gemeinsamen Brief an das Bundesministerium für Finanzen. Darin fordert die Bundearbeitsgemeinschaft der freien Wohlfahrtspflege (BAGFW), zu der auch die Caritas gehört, Investitionen in Milliardenhöhe aus dem geplanten Infrastruktur-Sondervermögen. Den Schwerpunkt bildet dabei die dringend erforderliche klimagerechte Sanierung sozialer Einrichtungen. Den Gesamtfinanzbedarf beziffert die BAGFW ab 2026 mit gut 13 Mrd. EUR. Dieses Geld ermöglicht notwendigste Modernisierungen, um Millionen Menschen in den Einrichtungen zu schützen und zugleich erhebliche Mengen an CO2 einzusparen.