Ausbildung im gefragten Beruf der Erzieherin, des Erziehers
Fachakademie für Sozialpädagogik in Baiersdorf wird 50 Jahre alt
1973 wurde sie vom Caritasverband Erlangen gegründet und war zunächst im Gemeindezentrum der Erlanger Pfarrei Heilig Kreuz untergebracht. 1978 zog sie ins oberste Stockwerk des Roncallistifts um. Damals erhielt sie den Namen des Südtiroler Widerstandskämpfers Josef Mayr-Nusser, der am 24. Februar 1945 auf dem Bahnhof in Erlangen während des Transports ins Konzentrationslager Dachau gestorben war. 2009 übernahm der Caritasverband für die Erzdiözese Bamberg die Trägerschaft. 2013 übersiedelte die Fachakademie an ihren jetzigen Standort am Kirchenplatz in Baiersdorf.
Rund 170 Studierende besuchen heute, verteilt auf sechs Klassen, die inzwischen zweizügige Schule; nach wie vor in der Mehrzahl Frauen, auch wenn der Männeranteil seit einiger Zeit steigt. Die Fachakademie bildet für den Beruf der Erzieherin bzw. des Erziehers aus und „die Berufsaussichten sind exzellent“, wie Lehrkraft Monika Losgar betont. In den Kindertagesstätten ist Personal gesucht. Die stellvertretende Diözesan-Caritasdirektorin Ursula Kundmüller verweist dazu auf den Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung. Wenn dieser ab 2026 auch für Grundschulkinder gilt, fehlen nach ihren Angaben 20.000 Erzieher in Bayern. Zudem arbeiten Absolventen der Fachakademie auch in der stationären und ambulanten Kinder- und Jugend- sowie in der Behindertenhilfe.
Starker Praxisbezug
Diese Bandbreite an Einsatzgebieten schätzen die Studierenden. Die vierjährige Ausbildung beginnt mit einem Sozialpädagogischen Einführungsjahr in einem der Einsatzfelder und schließt mit einem einjährigen Berufspraktikum in einer Einrichtung. Aber auch die zwei Theoriejahre dazwischen mit Vollzeitunterricht an der Fachakademie sind von mehreren Praktika begleitet. Tamara Kasper erzählt von Einsätzen in der Krippe, in der Grundschule und bei einer Ferienfreizeit. Dort könne man die gelernte Theorie mit der Praxis verknüpfen „und das erzeugt oft einen Aha-Effekt, etwa wenn man Kinder mit Autismus oder Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom live erlebt.“
Klassische Zugangsvoraussetzung für den Besuch der Fachakademie ist ein mittlerer Schulabschluss. Wer Abitur, eine abgeschlossene Berufsausbildung oder den Abschluss als Kinderpfleger/in mitbringt, kann auf drei Jahre verkürzen. Später öffnet der Abschluss an der Fachakademie viele Türen. Mit entsprechenden Ergänzungsprüfungen lässt sich der Zugang zur Fachhochschule erwerben, mit der Abschlussnote „sehr gut“ sogar die fachgebundene Hochschulreife.
Religionspädagogisches Zertifikat
Als seinen Auftrag versteht der Diözesan-Caritasverband eine wertebezogene Ausbildung. „Wir fördern Achtsamkeit, Respekt und die Entfaltung von Begabungen“, betont Kundmüller. Daher hat sich die Fachakademie 2013 die Anerkennung als „Schule ohne Rassismus“ erarbeitet. Den Studierenden bietet sie zudem an, ein Religionspädagogisches Zertifikat zu erwerben. Diese Ausrichtung wissen die Studierenden zu schätzen. „Der religiöse Gedanke zieht sich durch“, sagt Anne Paech. „Wir philosophieren viel mit Kindern.“ In der Gesellschaft gingen viele Traditionen verloren und in der Ausbildung erhielten die Studierenden Kompetenzen, diese den Kindern wieder nahezubringen.
Der Träger lässt sich das Engagement auch etwas kosten. Für die Fachakademie als private Schule würden Kirchensteuermittel verwendet, da die staatliche Finanzierung nicht ausreiche, betont Kundmüller und fordert zugleich: „Die staatliche Unterstützung muss allerdings mehr werden, sonst können wir angesichts der aktuellen Preissteigerungen die Schulgeldfreiheit nicht aufrecht erhalten, die der Staat aber von uns erwartet.“
Gottesdienst und Tag der offenen Tür am 22. April
Am Samstag, 22. April 2023, lädt die Josef-Mayr-Nusser-Fachakademie ab 12 Uhr zu einem Tag der offenen Tür ein. Die Besucher erhalten Informationen über die Ausbildung und können Unterricht miterleben. Dazu gibt es Musik, Vorführungen der Zirkusgruppe und Aufführungen eines von den Studierenden selbst gestalteten japanischen Erzähltheaters.
Bereits um 10 Uhr wird ein Jubiläums-Gottesdienst in der katholischen Kirche St. Josef (Forchheimer Str. 25) gefeiert, den Diözesanadministrator Weihbischof Herwig Gössl leitet.